Glocken, Teleskop und Spiral Gasbehälter benötigen ein Wasserbecken und je größer die Gasbehälter gebaut werden, desto größer muss dieses Wasserbecken sein. Je höher das Wasserbecken ist, desto höher ist der Druck an der untersten Stelle der „normalen“ zylindrische Wasserbecken gewesen, daher musste mit verschiedenen Blechdicken und Nieten gearbeitet werden. (siehe Bilder Gasbehälter Berlin Schönenberg unten)
Bei einem zylindrischen Wasserbecken für einen 150.000 m³ Gasbehälter müsste das unterste Blech etwa 40mm haben, bei 250.000 m³ sogar etwa 50 mm.
Dies führte nicht nur zu höhreren Kosten, sondern auch zu mehr Gewicht usw.
Der MAN Ingenieur Konrad Jagschitz verfolgte die Idee, das Wasserbecken gewölbt (rund) zu bauen, das der Druck an allen Stellen des Beckens möglichst gleich hoch ist und so Material und Kosten eingespart werden konnte und auch damit immer größere Gasbehälter gebaut werden konnten. Laut MAN wären so Teleskop-Gasbehälter bis 1.000.000 m³ möglich.
Es wurden zwei Arten mit MAN Wölbbassin gebaut, der erste in Nürnberg als Ringbassin (weniger Wasser nötig, da die Wölbung auch innen ausgeführt wurde) und alle anderen als Flachboden.
Da MAN ab 1913 den Scheiben-Gasbehälter funktionsfähig bauen und verkaufen konnte, wurden wohl nur sehr wenige der Wölbbassin Gasbehälter gebaut, da nun ein noch viel günstigerer Behältertyp zur Verfügung stand.
Mehr zur Erfindung des Wölbbassin unter https://gaswerk-augsburg.de/wissen/woelbbassin/
Folgende Wölbbassin Gasbehälter sind uns bekannt:
1908 Erster gebauter MAN Wölbbassin Gasbehälter einziger als Ringbassin mit 70 m³ Inhalt für das MAN Werk Nürnberg (abgerissen)
1908 – Herbst 1909 MAN Wölbbassin Gasbehälter mit 150.000 m³ 4 hübig für Städtisches Gaswerk Wien Simmering (1980 abgerissen) http://www.gasometer-city.eu/geschichte.htm
1909- 13. März 1910 MAN Wölbbassin Gasbehälter mit 40.000 m³ 3 hübig für Städtisches Gaswerk Mainz (abgerissen)
Ende Januar 1910 – 13.12.1910 MAN Wölbbassin Gasbehälter mit 120.000 m³ 3 hübig für Nürnberg (1987 abgerissen) https://de.wikipedia.org/wiki/Gasometer_N%C3%BCrnberg
16.11.1910 – 4.12.1911 MAN Wölbbassin Gasbehälter 3 hübig mit 25.000 m³ für Städtisches Gaswerk Augsburg (noch erhalten) https://gaswerk-augsburg.de/wissen/teleskop-gasbehaelter-1/
1911/12 MAN Wölbbassin Gasbehälter 3 hübig mit 30.000 m³ für Masrseille (abgerissen)
1910/11 MAN Wölbbassin Gasbehälter 3 hübig mit 20.000 m³ für Algier (abgerissen)
1910/11 größter je gebauter MAN Wölbbassin Gasbehälter 5 hübig mit 250.000 m³ für Städtisches Gaswerk Wien Brigittenau (1985 abgerissen) https://de.wikipedia.org/wiki/Gasometer_Brigittenau
1912/13 2 Stück MAN Wölbbassin Gasbehälter mit je 100.000 m³ für Obuda Gaswerk Budapest (beide abgerissen)
Sommer 1912 – 1913 MAN Wölbbassin Gasbehälter 4 hübig mit 150.000 m³ für Paris (abgerissen) https://archeologie.culture.gouv.fr/saint-denis/en/gasometers
ca. 1912 MAN Wölbbassin Gasbehälter 3 hübig mit 75.000 m³ für städtisches Gaswerk Mannheim-Lutzenberg (abgerissen) https://www.rnz.de/region/metropolregion-mannheim_artikel,-Mannheim-Gaswerk-war-Geburtsstunde-der-MVV-_arid,1151102.html
1913 MAN Wölbbassin Gasbehälter 3 hübig mit 50.000 m³ für Städtisches Gaswerk Augsburg (noch erhalten) https://gaswerk-augsburg.de/wissen/teleskop-gasbehaelter-2/
1913 MAN Wölbbassin Gasbehälter mit 25.000 m³ für Berginspektion 3 in Gelsenkirchen Buer (abgerissen)
Somit sind nach unserer Kenntnis weltweit nur noch zwei dieser Bauart vorhanden und zwar die zwei in Augsburg. Somit sind diese beiden Teleskop-Gasbehälter inzwischen weltweit einzigartig.
Zusammen mit der Umhüllung des weltweit ersten Scheiben-Gasbehälters (siehe https://gaswerk-augsburg.de/wissen/kleiner-scheiben-gasbehaelter/ und des großen Scheiben-Gasbehälters https://gaswerk-augsburg.de/wissen/grosser-scheiben-gasbehaelter/, dessen Idee auch vom MAN Ingenieur Konrad Jagschitz stammt also absult einzigartig.
Weltweit einzigartig ist auch der Schatten der Wendeltreppe an dem rundlichen Becken, den die Gaswerksmitarbeiter liebevoll Sankt Gasius https://gaswerk-augsburg.de/schutzpatron-gasius/ genannt haben.