Das Furnace-Verfahren - Herstellen von Flammruß
Nach dem Furnace-Verfahren werden heute mehr als 95% aller
Industrieruße in allen Qualitätsklassen weltweit erzeugt. Es
existieren etwa 80 verschieden Rußtypen für verschiedenste
Anwendungen. Hauptabnehmer von Ruß ist die Reifenindustrie.
Daneben ist Ruß ein wesentlicher Bestandteil von Druckertinten
und Tonern, von Speziallacken und Farben. Neueste Forschungsergebnisse
lassen weitere interessante Verwendungen erwarten.
Weltweit betrugt die Rußproduktion im Jahre 2003 mehr als 7
Millionen Tonnen. Das entspricht einem Produktionswert von etwa 7
Milliarden Euro. Damit ist Ruß nach Hüttenkoks das
wichtigste technische Kohlenstoffprodukt.
Die Geschichte der Rußnutzung begann vor mehr als 20 000 Jahren.
Bereits in der Antike wurde Ruß durch Abscheiden aus Flammen
gewonnen. Das Schreiben mit rußhaltiger Tusche auf Pergament ist
seit über 5500 Jahren bekannt. Erste Rußmanufakturen sind in
der Zeit um 2630 v. Chr. in China nachgewiesen.
Im Laufe des 19. Jahrhunderts entwickelte sich des Gasruß-Verfahren
der Brüder Samuel und Godfrey CABOT auf der Grundlage von Erdgas
zum wichtigsten Rußprozess.
Verwendung fand der Ruß hauptsächlich als Bestandteil von
Druckerschwärze. Da Erdgas in
Deutschland nur in unbedeutenden Mengen zur Verfügung stand, wurde
intensiv nach Alternativen unter Verwendung einheimischer Rohstoffe
gesucht.
Steinkohlenteer fällt in Gaswerken bei der Kondensation von Gas in
bedeutenden Mengen an. Basierend auf Teeröl entwickelte Otto
THALWITZER einen „Apparat zur Darstellung von Ruß", auf den ihm 1889
das Deutsche Patent 50605 erteilt wurde. Als Furnace-Verfahren
ist die Erfindung von THALWITZER in die Industriegeschichte eingegangen.
Die Funktionsweise dieses Verfahrens soll nun anhand der
nachcolorierten Patentzeichnung
in Verbindung mit dem Wortlaut des Patentanspruchs erläutert
werden:
Der Patentanspruch lautet wie folgt: „Ein Apparat zur Herstellung
von Flammruß, bei welchem das zur Rußfabrikation dienende
Material von einem Blasapparat A (links im Bild) in einen
gewölbten Raum (orange) geblasen wird, wo es entzündet wird,
und durch einen langen Kanal D (gelb) hindurch zu einem Kondensator E
(blau) gelangt, in welchem sich der Ruß an hineinhängenden
gekühlten Rohren absetzt, während die in den
Verbrennungsprodukten etwa noch vorhandenen Rußteilchen in einem
mit E in Verbindung stehenden und mit Saugapparat H versehenen
Nachkondensator G aufgefangen werden."
Mittels der im oberen Teil des Kondensators angeordneten Scheiben g
wird der an den gekühlten Rohren abgesetzte Ruß von oben
nach unten abgesteift und gelangt über die Trichter m in die
Sammelgefäße n (grau).
Unter www.depatisnet.de
findet man unter der jeweiligen Patentnummer (siehe oben) die
Patentschrift.
Danke an Thomas Unger für diese Informationen!
Alle Angaben ohne Gewähr!