Reinigergebäude

Adresse: Am Alten Gaswerk 16

Erbaut 1913 bis 1915 aus Stahlbeton. Hier wurde das Gas vom Schwefel gereinigt.

In eisernen Reinigerkästen befand sich eine Reinigermasse, durch die das Gas geleitet wurde. Sie nahm das Schwefel aus dem Gas auf. War die Masse gesättigt, so wurde sie zum Regenerieren abgelassen. Danach wurden die Kästen wieder mit frischer Reinigermasse vom Dachboden des Gebäudes aufgefüllt. Über einen Aufzug wurde die neue Reinigermasse vom Eisenbahnwaggon auf den Dachboden transportiert.

Aus 100 kg vergaster Steinkohle (für ca. 50 m³ Gas) konnte man etwa 250 g verbrauchte Reinigermasse entnehmen. Die schwefelhaötige Reinigermasse wurde an die Industrie verkauft und z.B. für die Herstellung von Streichholzköpfen verwendet.

Noch heute sieht man auf dem Boden die Umrisse der acht Reinigerkästen von der Größe 7 x 8 m je Kasten. Nur die runden Löcher an der Decke deuten noch an, dass die Kästen von oben gefüllt wurden. Erhalten geblieben ist eine großartige Architektur in drei Geschossen mit einer formschönen Betonskelettbauweise. Der Keller, darüber die Halle, in der früher die Reinigerkästen standen sowie die eindrucksvolle Dachkonstruktion auf dem Dachboden.

Das Gas kam vom Apparatehaus und wurde durch die Reingerkästen gedrückt und danach wieder ins Apparatehaus zurückgeleitet. Die frische Reinigermasse wurde im Dachboden gelagert, die verbrauchte Masse im Keller regeneriert und zum Teil wieder verwendet und der Rest wurde verkauft.War die Reinigermasse gesättigt (verbraucht), mussten die Arbeiter den Reinigerkasten vom Gasnetz trennen, öffnen und dann die Masse mit Schaufeln durch Öffnungen in den Keller schaufeln. Diese Arbeit war sehr schwer und aufgrund des üblen Geruchs (Schwefel riecht wie Stinkbomben) auch sehr unangenehm.

Früher hatten manche Leute vermutet, das die Reinigermasse gut für Kinder ist, die schweren Keuchhusten hatten. In manchen anderen Gaswerken war es angeblich für die Kinder möglich in der „verbrauchten“ Reinigermasse zu spielen. Dies soll bei ihnen zur Linderung ihrer Beschwerden geführt haben. Aber wissenschaftlich erwiesen wurde dies nie.

Die Reinigermasse war Raseneisenerz, früher aber auch Kaustischer Kalk, später auch sogenannte Lux-Masse. Auf der Webseite www.erdoel-erdgas-museum-twist.de findet man ein Bild und Informationen über diese Masse.

1951 wurde die alte westliche Zimmermann- und Jansen-Reinigeranlage durch eine Skora-Reinigungsanlage erneuert.