L. A. Riedinger
Ludwig August Riedinger und sein Sohn August haben die Gasbeleuchtung von 25 Städten in Bayern und weiteren 42 in ganz Europa voran getrieben. Sie haben mindestens ebensoviele Gasanstalten und mehrerer Textilfabriken errichtet.
Die L.A. Riedingersche Maschinen- und Bronzewarenfabrik wurde 1854 gegründet und wurde 1887 zur A.G. Sie hatte 1913 Zweigwerke in Berlin, Dresden, Hannover, München, Nürnberg, Wien und Zürich.
Ludwig August Riedinger (1809-1879)
1809 kam Ludwig August Riedinger in Schwaigern/Württemberg als Sohn eines Landwirts und Schneiders auf die Welt.
1824-27 Schreinerlehre in Güglingen
1828 Gesellenjahr in Ludwigsburg
1833 Hochzeit mit Wilhelmine Spellenberg (später 6 Kinder)
1837 erhielt er erstmals einen Preis für Verbesserungen an einer Vorspinnmaschine
1839 Spinnmeister (Karderiemesiter) in der Mechanischen Baumwollspinnerei und -Weberei (SWA), in der er dann von 1842-1852 technischer Direktor war.
1849 gründete er eine Kranken- und Pensionskasse – er blieb übrigens bis zu seinem Tode immer ein „Mann des Volkes“ und hatte stets ein offenes Ohr für die Belegschaft, sicher auch daher war er bei seinen Arbeitern stets gut angesehen.
ab 1849 baute L.A. Riedinger auf Vermittlung von Emil Dingler, Herausgeber des polytechnischen Journals, die von Max Pettenkofer entwickelte Holzgasanlage in die Mechanischen Baumwollspinnerei und -Weberei (SWA) mit Erfolg ein.1850 erhielt er das Ehrenbürgrecht in Augsburg und wurde mit der goldenen Verdienstmedallie der bayerischen Krone ausgezeichnet.
1851 Bau einer Holzgasanstalt für die Beleuchtung des Münchner Bahnhof zusammen mit Max von Pettenkofer, dem Fabrikanten Riemerschmid und zwei weiteren Herren
1852 Bau einer Gasanstalt in Bayreuth zusammen mit den Augsburger Kaufleuten Johann und Julius Schürer
Er verließ die Mechanischen Baumwollspinnerei und -Weberei (SWA) und widmete sich dem Bau von Gasanstalten und Einrichtung von Gasbleuchtung in ganz Deutschland. So war er auch (Mit-) Begründer der Mechanischen Spinnereie und -Weberei in mehreren Städten (unter anderem in Augsburg).
1857 (andere Quelle 1854)gründete L.A. Riedinger seine „L.A. Riedingersche Maschinen- und Bronzewarenfabrik“ in der unter anderem sehr viele Gasapparate und Gaslampen gebaut wurden. Noch heute sind in der Augsburger Altstadt die „Riedinger-Leuchten“ zu sehen. in den 1870er Jahren waren dort etwa 400-500 Arbeiter beschäftigt.
1862 Erbauung des Riedingerhauses am Obstmarkt 2 an der Stelle des Imhofhauses
(seit 1928 im Besitz der Stadt und seit 1938 Verwaltungsgebäude der Stadtwerke, wurde das 1944 zerstörte Riedingerhaus 1955 durch einen Neubau ersetzt und ist heute noch Sitz der Stadtwerke Augsburg)
1863 gründete er die Gesellschaft für Gasindustrie in Augsburg A.G.“ mit 12 Gaswerken.
Inbetriebnahme des durch Ludwig August Riedinger in Augsburg gebauten Gaswerks II an der Badstraße.
1865 Gründung der Augsburger Buntweberei.
1870 begann sein Sohn August eine Sammlung von Kungsgegenständen unter anderem auch die Riedinger Lampen.
1877 Bau eines Lüsters mit 480 Gasflammen für das neue Augsburger Stadttheater
1878 Ankauf des besten Hotels in Augsburg „Drei Mohren“. Dort hängt noch heute ein Portrait.
1879 starb L.A. Riedinger in als einer der reichsten Unternehmern von Bayern in Augsburg nach einem Schlaganfall.
Er hatte insgesamt 25 Gasanstalten für Städte in Bayern, 42 weitere in ganz Europa und mindestens ebensoviel Gasanstalten für Fabriken, Bahnhöfe und öffentliche Gebäuden. 10.000 Menschen sollen ihn zum protestantischen Friedhof begleitet haben, wo er bestattet wurde.
August Riedinger (1845-1919)
1845 kam er als Sohn von Ludwig August Riedinger in Augsburg auf die Welt.
1883 übernahm August Riedinger die „L.A. Riedingersche Maschinen- und Bronzewarenfabrik“ von seinem verstorbenen Vater.
1887 wird die „L.A. Riedingersche Maschinen- und Bronzewarenfabrik“ zur Aktiengesellschaft.
1889 Die Augsburger Buntweberei, vormals L. A. Riedinger AG Augsburg ist Mitbegründer der Augsburger Lokalbahn (siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Augsburger_Localbahn)
1897 wird von August Riedinger die Ballonfabrik Riedinger in Augsburg in der Austraße gegründet.
1915 wird die Ballonfabrik eine Aktiengesellschaft.
1919 starb August Riedinger in Augsburg.
1927 fusionierte die „L.A. Riedingersche Maschinen- und Bronzewarenfabrik“ mit der Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg (MAN) und exstierte dort bis 1967 als „L.A.Riedingersche Bronzewarenfabrik für Lampen“. 1971 wurde dieser Firmenzweig aufgelöst. 2009 wurde die von Nordirland aufgekaufte Ballonfabrik Augsburg (bfa) für immer geschlossen.
An folgenden Orten trifft man heute noch auf Riedinger:
– in Augsburg
Ottostraße Ecke Heinrich von Buz Straße – ehemalige L.A. Riedingersche Maschinen- und Bronzewarenfabrik
Hotel Drei Mohren – gehörte einmal Riedinger – Gemälde im Hotel. Das Hotel heißt heute Maximilian’s.
Hoher Weg – ehemalig Riedingerhaus
Wirtshaus Riedinger Park Wolfgangstraße
ehem. Ballonfabrik Augsburg in der Austraße
„Riedinger Park“ an der Riedinger Straße
Straßenlaternen erbaut von Riedinger in der Altstadt – Originale z.B. in der Fuggerei und Teile der Altstadt, aber auch viele Nachbauten
Archiv des MAN Museum und im Stadtarchiv und der Staatsbibliothek
– außerhalb Augsburg
Kronleuchter im Zuschauerraum der Bayerischen Staatsoper Max Joseph-Platz 2 80539 München (erbaut von L. A. Riedinger, Augsburg)
Liste der 74 Gaswerke, die bis 1871 von der L.A. Riedinger Maschinen- und Bronzewaren-Fabrik erbaut und zum Teil sogar betrieben wurden.
erbaut (laut Liste – vermutlich aber offizielle Abnahme) | Inbetriebnahme laut statistischen Mittheilungen o.ä. | zuerst | später | |
Bayreuth | 1854 | Sept. 1852 | Holzgas | Kohlengas |
Darmstadt | 1854 | Holzgas | Kohlengas | |
Würzburg | 1855 | Holzgas | v. 1872 Kohlengas | |
Gießen | 1855/56 | |||
Bamberg | 1855 | Kohlengas | ||
Zürich (Schweiz) | 1856 | Holzgas | seit 1867 Kohlengas | |
St. Gallen (Schweiz) | 1857 | Holzgas | seit 1866 Kohlengas | |
Ulm | 1857 | Holzgas | seit 1864 Kohlengas | |
Kempten | 1857 | Holzgas | – | |
Schweinfurt | 1857 | – | Kohlengas | |
Regensburg | 1857 | Holzgas | seit 1871 Kohlengas | |
Erlangen | 1858 | – | Kohlengas | |
Fürth | 1858 | – | Kohlengas | |
Aarau (Schweiz) | 1858 | Holzgas | Kohlengas | |
Luzern (Schweiz) | 1858 | Holzgas | projektiert Kohlengas | |
Landshut | 1858 | Holzgas | – | |
Salzburg (Österreich) | 1859 | Holzgas | – | |
Chur (Schweiz) | 1859 | Holzgas | Kohlengas | |
Innsbruck (Österreich) * | 1859 | Holzgas | vor 1872 Kohlengas | |
Trient (Italien) | 1859 | Holzgas | – | |
Solothurn (Schweiz) | 1859 | – | Kohlengas | |
Passau | 1860 | Holzgas | – | |
Reutlingen | 1860 | Holzgas | seit 1864 Kohlengas | |
Ancona (Italien) * | 1860 | – | Kohlengas | |
Brescia (Italien)* | 1861 | – | Kohlengas | |
Laibach (Solwenien) | 1861 | Holzgas | – | |
Bozen (Italien) | 1861 | Holzgas | – | |
Freiburg | 1861 | – | Kohlengas | |
Schwäbisch Gmünd | 1861 | – | Kohlengas | |
Sigmaringen * | 1861 | Holzgas | – | |
Helsingfors (Finnland) | 1861/62 | Holzgas | – | |
Straubing | 1862 | – | Kohlengas | |
Schwäbisch Hall | 1862 | – | Kohlengas | |
Eisenach | 1862 | – | Kohlengas | |
Thun (Schweiz) | 1862 | – | Kohlengas | |
Klagenfurt | 1862 | Holzgas | – | |
Hersfeld | 1862 | – | Kohlengas | |
Memmingen * | 1862 | – | Kohlengas | |
Ingolstadt * | 1862 | – | Kohlengas | |
Eichstädt * | 1862 | – | Kohlengas | |
Biberach | 1863 | – | Kohlengas | |
Kulmbach * | 1863 | – | Kohlengas | |
Filialfabrik Augsburg * | 1863 | 1863 | – | Kohlengas |
Reichenhall | 1863 | Holzgas | – | |
Lindau | 1864 | 1862 | – | Kohlengas |
Agram (Kroatien) * | 1863 | Holzgas | seit 1870 Kohlengas | |
Kaufbeuren * | 1864 | 1863 | – | Kohlengas |
Debrezin (Ungarn) * | 1864 | Holzgas | seit 1870 Kohlengas | |
Donauwörth * | 1863 | – | Kohlengas | |
Mantua (Italien) | 1864 | – | Kohlengas | |
Kaschau (Slowakei) * | 1869 | Holzgas | vor Mitte 1872 Kohlengas | |
Freising | 1865 | – | Kohlengas | |
Wilna (Litauen) | 1864 | Holzgas | – | |
Odessa (Ukraine) | 1865/66 | – | Kohlengas | |
Asch | 1865 | – | Kohlengas | |
Szegedin (Ungarn) | 1865 | – | Kohlengas | |
Steyer * | 1866 | – | Kohlengas | |
Lugano (Schweiz) | 1864 | Holzgas | seit 1870 Kohlengas | |
Weilheim | 1864 | – | Kohlengas | |
Foggia (Italien)* | 1870 | – | Kohlengas | |
Die kleinen Fabriken für Spinnereien etc. haben | ||||
Kammgarnspinnerei Augsburg | 1864 | Swinter-Gas | ||
Zöschlingsweiler, Haunstetten, Günzburg, Ay, Immenstadt, Fischen | 1864 | Gemischtes Gas aus Boghead u. gewöhnlichen Kohlen | ||
Schiffmacher in Göggingen, Tuchfabrik Augsburg, Schönherr in Chemnitz | 1862 1863 1865 | Gemischtes Gas aus Boghead u. gewöhnlichen Kohlen | ||
Klinikum in St. Petersburg | erbaut 1870 | Kohlengas | ||
Finnländ. Bahnhof in St. Petersburg | erbaut 1871 | Kohlengas | ||
Barber & Klusemann, Steyrmühle | erbaut 1869 | gemischtes Gas | ||
Seilerwarenfabrik, Füssen | erbaut 1863 | gemischtes Gas |
Quelle:
Geschichte der L.A. Riedinger Maschinen- und Bronzewaren-Fabrik Aktien-Gesellschaft Augsburg, von Fr. Hassler, [Augsburg 1928]
S. 158–160: [Hinweis von S. 95: diese Aufstellung wurde im Nachlass von Max von Pettenkofer gefunden]
L.A. Riedinger Maschinen-Fabrik, Augsburg den 21. Dezember 1871
Alle mit einem Stern * gekennzeichneten Werke wurden von der Gesellschaft für Gasindustrie in Augsburg betrieben. Teilweise war die Erbauung und Inbetriebnahme schon früher. Möglich ist, dass die hier erwähnten Jahreszahlen die offizielle Inbetriebnahme nach den Abnahmeversuchen war. Nicht aufgelistet ist das Gaswerk in Coburg, das laut der Chronik von L.A. Riedinger 1853/54 für Holzgas erbaut wurde.
Siehe auch Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Ludwig_August_Riedinger
und http://de.wikisource.org/wiki/ADB:Riedinger,_Ludwig_August