Das Gaswerk in Augsburg Oberhausen

Das Gaswerk in Augsburg Oberhausen

Hand- und Fernzündung

Einer der letzten Laternenanzünder 1933 von Augsburg bei der Arbeit, eine Riedinger Laterne zu zünden.
© und Bildquelle: Eva Owens

Zu Beginn wurden die Gas-Straßenbeleuchtung manuell angezündet. Diese Arbeit erledigten Lampenanzünder und Lampenlöscher.

In Augsburg waren die Laternenanzünder bis 1936 unterwegs. Ebenso waren noch Mitarbeiter beschäftigt, immer wieder die sehr schnell verrußten Gläser zu reinigen, verbrauchte Glühkörper und auch evtl. defekte Glasscheiben auszuwechseln. Denn Wind würde ja die Flammen löschen.

Um an die Laternen zu kommen, hatten die Mitarbeiter eine Leiter dabei. Und da eine Leiter an einem runden Laternenmast schlecht steht, hatten die Laternen meistens unterhalb der Lampe, weit oben am Mast, zwei Ausleger, an der die Leiter angelehnt werden konnte.

Zünduhren

Später wurden in die Gaslaternen sogenannte Zünduhren eingebaut. Die voreingestellte Zeit musste aber immer verstellt und das Uhrwerk etwa ein Mal in der Woche aufgezogen werden.

Durch den Ausbau der Beleuchtung in den Städten wurde das immer Zeit- bzw. Personalaufwändiger (und damit auch kostenintensiver), so dass Firmen wie z.B. die BAMAG eine Fernzündung für Gasbeleuchtung erfanden.

Fernzündung mit Druckwelle

BAMAG Fernzünder
© und Bildquelle: Archiv Gaswerksfreunde Augsburg e.V.
Rückseite des BAMAG Fernzünders. Am linken Hebel ist eigentlich die Öse für die Stange montiert.
© und Bildquelle: Archiv Gaswerksfreunde Augsburg e.V.
Mit freundlicher Genehmigung: © Horst Schneider

Zu einer vorher festgelegten Uhrzeit im sogenannten Brennkalender musste ein Maschinist im jeweiligen Gaswerk entweder die Gewichte am Stadtdruckregler erhöhen oder einen Umgangschieber beim Stadtdruckregler öffnen, so dass eine Druckwelle den Druck im Stadtnetz erhöhte. In Augsburg wurde der Druck etwa 3-5 Minuten von 130mmWS (13 mbar) auf etwa 210 mmWS (21mbar) erhöht. Dieser Druck musste einige Minuten anstehen, bis im ganzen Rohrnetz der erhöhte Druck vorhanden war, sonst wären nicht alle Lampen angegangen. In der Lampe selbst ist ein Regler eingebaut, der bei dem erhöhten Druck die Haupt-Gasleitung öffnet, die wiederum durch die dauernt brennende Zündflamme ähnlich wie bei den heutigen Durchlauferhitzern gezündet wurde.

Um die Lampen wieder zu löschen, musste wieder eine Druckwelle, jetzt Löschwelle genannt, erzeugt werden. Wenn das aus welchen Gründen auch immer (z.B. keine Zündflamme) die Fernzündung nicht funktioniert hat, kam der sogenannte Nachzünder ins Spiel, der wie früher die Straßen abgefahren ist und die noch fehlenden Lampen nachgezündet hat. Auch bei starker Erschütterung schaltete der Fernzünder in der Lampe. So sorgten Schläge gegen den Laternemast dafür, das die Lampe tagsüber an war und abends bei der Druckwelle ausging. Auch deshalb musste man die Lampe nachzünden.

Auch in den Wohnungen wurden sogenannte Fernzünder verwendet, um z.B. neben der Türe mit Hilfe eine Schalters die Gasbeleuchtung an der Decke einzuschalten. In einigen Städten (so auch in Augsburg) wurde mit der Druckwelle viele Jahre auch die elektrische Straßenbeleuchtung mit ein- und ausgeschalten. Ab 1936 waren in Augsburg alle Gaslaternen auf Druckwellenzündung umgestellt.

Manche Städte verwendeten sogenannte Zweiventil-Zünder, die bei der ersten Druckwelle beide Ventile öffneten, bei der nächsten Druckwelle eines der beiden Ventile wieder geschlossen hat. So wurde z.B. um 23 Uhr die Anzahl der Brennstellen in einer Lampe reduziert, um Gas zu sparen, und erst die nächste Druckwelle sorgte dafür, das beide Ventile verschlossen wurden. Somit war es möglich, zu einer bestimmten Uhrzeit die Beleuchtung und den Gasverbrauch zu reduzieren.

Hersteller: Pintsch, Bamag, Bamag-Meguin, Meteor, Rostin und Zickerick

Näheres in der Dokumentation im „Zündfunken“ – Ausgabe 1/2 2017:
http://progaslight.org/ZF/PGL_Zuendfunke_1-2-2017.pdf

Druckerhöhungsschaltung: Sie gibt es noch in Baden-Baden und Saarstedt.

Elektronische Zündung: Heute werden normalerweise die Gaslampen mit einer Elektronik und einem Helligkeitssensor eingeschalten. Die Elektronik (mit einer 1,5 V Mono Batterie oder heute auch mit Solarzellen) misst die Helligkeit und bei zunehmender Dunkelheit wird durch ein Magnetventil oder einen Stellmotor die Gaszufuhr geöffnet und dann elektronisch per Zündfunke oder durch eine ständig brennnende Zündflamme gezündet. Wird es wieder hell, wird die Gaszufuhr wieder geschlossen. Hersteller: Kalin, Braun

Dauerbrenner: In Nördlingen dagegen ist die Gasbeleuchtung auch tagsüber an und benötigt daher keine Fernzündung. In Baden Baden und Prag werden die Gaslaternen teilweise wieder per Hand von einem Laternenanzünder gezündet.

Lampen putzen, Enteisen, Wartung bei Feuer: Der Laternenanzünder ging normalerweise tagsüber einen anderen Beruf nach. Alle Arbeiten wurden in einer Verordnung geregelt. So musste der Laternenanzünder auch die Gläser der Lampen reinigen, die Brenner sauber halten, bei Vereisung die Düsen und Leitungen mit Spitius enteisen, denn das Stadtgas war früher feucht. Später musste man auch die Glühstrümpfe wechseln und bei einer Feuersbrunst oder anderen Unglücken auf Anordnung unverzüglich alle Laternen anzünden.

Manche Laternenwärter haben den Spiritus auch getrunken, daher hieß es auch – „Einen auf die Lampe gießen“. Wurden die Lampen zu spät angezündet, oder zu früh gelöscht oder brannten nicht hell genug, wurde ihm das vom Lohn abgezogen, ebenso wenn die Gläser nicht sauber genug geputzt oder defekt waren.

 
Welche Gaslaternentypen gibt es?

  • Aufsatzmodell zur Montage auf einen Mast oder Wandarm
  • Ansatzmodell zur Montage seitlich an einen Mast oder Wandarm
  • Reihenleuchte zur Montage seitlich an einen Mast oder Wandarm, die Glühkörper sind in einer Reihe angeordnet
  • Hängeleuchte zur hängenden Montage an einen Mast oder Wandarm
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