Das Gaswerk in Augsburg Oberhausen

Das Gaswerk in Augsburg Oberhausen

6-Zylinder-Ölmaschine

Ein 4-Takt-Tauchkolbenmotor mit Kraftstoff-Lufteinblasung. Auch „Kurzhuber“-Motor genannt.

6-Zylinder-Ölmaschine Baujahr 1918/22
© und Bildquelle: privat

Am 14. Februar 1951 wurde er für 30.000 DM von den Stadtwerken gekauft und im Gaswerk aufgestellt. Inbetriebnahme im Gaswerk war am 18. Oktober 1951. Er war bis zum 12.11.1993, also 71 Jahre in Betrieb.

Typ: S6V 45/42
Viertakt Schiffsölmaschine
Baujahr: 1918 mit 1200 PS Laut Typenschild 1922 mit 700 PS
No. 6260-6265
Leistung: 700 PSe bei 300 U/min (ursprünglich 1200 PS bei 450 U/min)
Zylinder: Durchmesser: 450 mm; Hub: 420 mm
Hubraum: pro Zylinder 66,8 Liter; Motor gesamt 400,8 Liter (1 Liter = 1.000 cm³)
Kompressionsvolumen: pro Zylinder 5,666 Liter; Motor gesamt ca 34 Liter
Gesamthöhe: 2,75 m, Gesamtbreite 1,4 m, Gesamtlänge: 6,29 m
Gewicht: 24,67 to
Leistungsgewicht: 21,4 kg/PSe (bei 1200 PS) bzw. 35,3 kg/PSe (bei 700 PS)
Start mit Druckluft auf alle 6 Zylinder, Kraftstoffzugabe erst auf drei, nach Zündung dann auf die restlich drei Zylinder
Nockenwelle: obenliegend

Der Motor wurde unter der Bestell-Nr. 67.720 von der Reichsmarine in Auftrag gegeben und war mit dem baugleichen Nr. 67.710 für U 158 für die Werft Danzig bestimmt.
Abgeliefert ab Werk Augsburg wurden die Motoren:
67.710 am 24. April. 1918
67.720 am 27. April 1918.
Der Motortyp S6V 45/42 war der technisch am weitesten entwickelte und meistgebaute U-Boot-Motor des 1. Weltkriegs. Er wurde bis 31.Oktober 1918 gefertigt, also bis kurz vor Kriegsende.
Eine Reihe U-Boote wurden nicht mehr in Dienst gestellt und mehrere der neuen Boote mussten an England ausgeliefert werden.
Weit über 100 der bereits fertiggestellten Motoren der SV-Baureihe gingen nach dem Krieg in eine Treuhand-Gesellschaft über und wurden gemeinsam mit der MAN für weitere Verwendung in Handelsschiffen oder zur Stromerzeugung leistungsreduziert und umgerüstet, z. B. Umbau von Teerölbetrieb auf Dieselöl, Anbau eines Präzisionsreglers usw. Unter Ihnen auch obiger Motor, der von der ursprünglichen Marine-Leistung
von 1.200 PSe bei 450 U/min auf: 700 Pse bei 300 U/min zurückgenommen wurde.

Am 25. Oktober 1921 erfolgte seine 2. Auslieferung aus Werk Augsburg, jetzt an das Städt. E-Werk Waldshut/Schwarzwald (Badenwerk A.G.), in dem er fast 30 Jahre im Einsatz war. Er steht immer noch im Werk und steht unter Denkmalschutz und kann bei den geschichtlichen Führungen besichtigt werden.

In den letzten Betriebsmonaten traten bei Zyl. 3 zunehmend Knallgeräusche auf. Man vermutete, daß die Zylinderbüchse einen Riß bekam und Kühlwasser in den Brennraum sickerte. Fachleute für diesen Motortyp gab es selbst bei MAN zu dieser Zeit nicht mehr. Hermann Wien, einer der letzten U-Bootfahrer von MAN, der als Obermaschinist noch die abenteuerliche Fahrt von U 180 nach Japan mitgemacht hatte, wurde von seinen Kollegen um Unterstützung gebeten. Er hatte diesen Motor 1951 wieder in Betrieb genommen und 1977 grundüberholt. Er, damals 77- jährig, konnte noch seine Erfahrungen weitergeben. Leider war der Motor nicht mehr zu retten.
Somit ging auch er als inzwischen 75-jähriger, auch „in Rente“, d.h. er wurde wegen des Schadens und seiner inzwischen Unwirtschaftlichkeit ausser Betrieb genommen wurde. Inzwischen ist das Umfeld (Luftflaschen, Abgasleitung, Schmierölsystem usw. ) demontiert.

Generator: Siemens Schuckertwerke

Typ: Gen FW 530g/300

No. 1089662

400 Volt , 882 Ampere , 610kVA , cos phi = 0,7 , Frequenz = konstant 50 Hz , Erregungsspannung 110 Volt
Als Ersatzteilspender wurde 1951 noch ein baugleicher zweiter Motor Baujahr 1918 mit der Fabrik-Nummer 171220
von der Elektrizitätsversorgung Schwaben aus Öhringen für 7.000 DM gekauft. Er war zerlegt bis etwa 2001 im Gaswerk eingelagert und wurde dann leider verschrottet.

Besonderheiten

  • Sogenannte „Einblasemaschine“; Brennstoff wird mittels Preßluft über Einblaseventile eingebracht. System wie am Ur-Motor von Rudolf Diesel, also nicht wie heute mit Düsen.
  • Kurzhuber
  • Die Steuerwelle ist in Höhe der Zylinderdeckel und wird direkt von der senkrechten Königswelle über die Kurbelwelle angetrieben. (Hat also keine Stoßstangen)
  • Gestell und Grundplatte wurden schon im März 1917 gegossen.
  • Wassergekühlte Auspuffanlage
Wartungsvorschriften für die MAN-Viertakt-Schiffsölmaschine mit den Original-Fingerabdrücken der Monteure, die diese Maschine hier im Gaswerk repariert und gewartet haben.
© und Bildquelle: Oliver Frühschütz 2008
6-Zylinder-Ölmaschine Baujahr 1918/22
© und Bildquelle: privat
6-Zylinder-Ölmaschine Baujahr 1918/22
© und Bildquelle: privat
6-Zylinder-Ölmaschine Baujahr 1918/22
© und Bildquelle: privat
6-Zylinder-Ölmaschine Baujahr 1918/22. Zur Veranstaltung „Pop City“ im Jahr 2006 farbig beleuchtet.
© und Bildquelle: privat

Ein typgleicher 6-Zylinder-Motor von MAN Baujahr 1917 jedoch mit 1200 PS und 26 Tonnen Gewicht steht im Technikmuseum in Sinsheim.

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