Die 6-Zylinder- "Ölmaschine"
MAN (Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg) Ölmaschine! mit 6 Zylinder
4-Takt-Tauchkolbenmotor mit Kraftstoff-Lufteinblasung. "Kurzhuber"-Motor.
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Typ: S6V 45/42
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Viertakt Schiffsölmaschine
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Baujahr: 1918 mit 1200 PS Laut Typenschild 1922 mit 700 PS (siehe unten)!
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No. 6260-6265
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Leistung: 700 PSe bei 300 U/min (ursprünglich 1200 PS bei 450 U/min)
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Zylinder: Durchmesser: 450 mm; Hub: 420 mm
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Hubraum: pro Zylinder 66,8 Liter; Motor gesamt 400,8 Liter (1 Liter = 1000 cm³)
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Kompressionsvolumen: pro Zylinder 5,666 Liter; Motor gesamt ca 34 Liter
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Gesamthöhe: 2,75 m
-breite 1,4 m-länge: 6.29 m
Gewicht: 24,67 to
Leistungsgewicht: 21,4 kg/PSe (bei 1200 PS) bzw. 35,3 kg/PSe (bei 700 PS)
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Start mit Druckluft auf alle 6 Zylinder, Kraftstoffzugabe erst auf drei, nach Zündung dann auf die restlich drei Zylinder
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Nockenwelle: obenliegend
Der Motor wurde unter der Bestell-Nr. 67.720 von der Reichsmarine in Auftrag gegeben und
war mit dem baugleichen Nr. 67.710 für U 158 für die Werft Danzig bestimmt.
Abgeliefert ab Werk Augsburg wurden die Motoren:
67.710 am 24. April. 1918
67.720 am 27. April 1918.
Der Motortyp S6V 45/42 war der technisch am weitesten entwickelte und meistgebaute U-Boot-Motor
des 1. Weltkriegs. Er wurde bis 31.Oktober 1918 gefertigt, also bis kurz vor Kriegsende.
Eine Reihe U-Boote wurden nicht mehr in Dienst gestellt und mehrere der neuen Boote (neue Motoren
!) mußten an England ausgeliefert werden.
Weit über 100 der bereits fertiggestellten Motoren der SV-Baureihe gingen nach dem Krieg
in eine Treuhand - Gesellschaft über und wurden gemeinsam mit der MAN für weitere
Verwendung in Handelsschiffen oder zur Stromerzeugung leistungsreduziert und umgerüstet,
z. B. Umbau von Teerölbetrieb auf Dieselöl, Anbau eines Präzisionsreglers usw.
Unter Ihnen auch obiger Motor, der von der ursprünglichen Marine-Leistung
von 1.200 PSe bei 450 U/min
auf: 700 Pse bei 300 U/min zurückgenommen wurde.
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Am 25. Oktober 1921 erfolgte seine 2. Auslieferung aus Werk Augsburg, jetzt an das Städt. E-Werk Waldshut./Schwarzwald (Badenwerk A.G.), in dem er fast 30 Jahre im Einsatz war.
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Am 14. Februar 1951 wurde er für 30.000 DM von den Stadtwerken gekauft und im Gaswerk aufgestellt.
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Inbetriebnahme im Gaswerk war am 18. Oktober 1951
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Bei uns wurde der Motor mit Diesel betrieben.
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Er war bis zum 12.11.1993 (also 71 Jahre!) in Betrieb.
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Er steht immer noch im Werk und steht sogar unter Denkmalschutz und kann bei den gschichtlichen Führungen besichtigt werden.
In den letzten Betriebsmonaten traten bei Zyl. 3 zunehmend Knallgeräusche auf. Man
vermutete, daß die Zylinderbüchse einen Riß bekam und Kühlwasser in den
Brennraum einsickerte. Fachleute für diesen Motortyp gab es selbst bei MAN zu dieser Zeit
nicht mehr.
Hermann Wien, einer der letzten U-Bootfahrer von MAN, der als Obermaschinist noch die abenteuerliche
Fahrt von U 180 nach Japan mitgemacht hatte, wurde von seinen Kollegen um Unterstützung
gebeten. Er hatte diesen Motor 1951 wieder in Betrieb genommen und 1977 grundüberholt.
Er, damals 77- jährig, konnte noch seine Erfahrungen weitergeben.
Leider war der Motor nicht mehr zu retten.
Somit ging auch er als inzwischen 75-jähriger, auch in "in Rente", d.h. er wurde
wegen des Schadens und seiner inzwischen Unwirtschaftlichkeit (gegenüber den modernen
Motoren) ausser Betrieb genommen wurde.
Inzwischen ist das Umfeld (Luftflaschen, Abgasleitung, Schmierölsystem usw. ) demontiert.
Generator: Siemens Schuckertwerke
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Typ: Gen FW 530g/300
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No. 1089662
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400 Volt , 882 Ampere , 610kVA , cos phi = 0,7 , Frequenz = konstant 50 Hz , Erregungsspannung 110 Volt
Als Ersatzteilspender wurde 1951 noch ein baugleicher zweiter Motor Baujahr 1918 mit der Fabrik-Nummer 171220
von der Elektrizitätsversorgung Schwaben aus Öhringen für 7.000 DM gekauft. Er war zerlegt bis etwa 2001 im Gaswerk eingelagert
und wurde dann leider verschrottet.
Vielen Dank an Herrn Bäumler für die erweiterten Daten des Motors.
Besonderheiten
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Sogenannte "Einblasemaschine"; Brennstoff wird mittels Preßluft über Einblaseventile eingebracht. System wie am Ur-Motor von Rudolf Diesel (also nicht wie heute mit Düsen)
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Kurzhuber
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Die Steuerwelle ist in Höhe der Zylinderdeckel und wird direkt von der senkrechten Königswelle über die Kurbelwelle angetrieben. (Hat also keine Stoßstangen)
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Gestell und Grundplatte wurden schon im März 1917 gegossen.
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Wassergekühlte Auspuffanlage
Ich hatte noch mehrmals das "Glück" gehabt, diesen Motor selber laufen zu hören. Dabei empfand ich das tiefe "stampfen" als wesentlich angenehmer (wegen der 300 U/min) als bei den neuen Motoren das helle "Singen" (von der hohen Drehzahl).
Hier sieht man die Wartungsvorschriften für die MAN Viertakt Schiffsölmaschine
mit den Original Fingerabdrücken der Monteure, die diese Maschine hier im Gaswerk repariert
und gewartet haben.
© und Bildquelle: Oliver Frühschütz 2008
Hier sieht man die 6 Zylinder Ölmaschine Baujahr 1918/22
© und Bildquelle: privat
Hier sieht man die 6 Zylinder Ölmaschine Baujahr 1918/22
© und Bildquelle: Otto Prem
Hier sieht man die 6 Zylinder Ölmaschine Baujahr 1918/22
© und Bildquelle: Otto Prem
Hier sieht man die 6 Zylinder Ölmaschine Baujahr 1918/22
© und Bildquelle: Otto Prem
Hier sieht man die 6 Zylinder Ölmaschine Baujahr 1918/22
zur Veranstaltung Pop City im Jahr 2006 schön farbig beleuchtet.
© und Bildquelle: Markus Arnold
Ein typgleicher 6 Zylinder Motor von MAN Baujahr 1917 jedoch mit 1200 PS und 26 Tonnen Gewicht steht im Technikmuseum in Sinsheim.